Gewaltige 1,4 Billionen Dollar werden Immobilienprofis und Investoren in diesem Jahr für Beton und Steine ausgeben. Soviel wie nie zuvor. Neue Zahlen zeigen nun, dass Deutschland Großbritannien beim Wachstum überflügelt hat.
Auf den Immobilienmärkten geht es Schlag auf Schlag – gekauft wird, was das Zeug hält. Jede Woche wechseln Gebäude für dreistellige Millionenbeträge den Besitzer. So erwarb die Sparkassen-Tochter Deka-Immobilien vor ein paar Tagen den Londoner Bürokomplex „Cannon Place“ für rund 570 Millionen Euro. Traditionell sind Bürogebäude die größten Umsatzbringer auf dem Markt. Inzwischen werden aber auch riesige Summen in Nischenimmobilien investiert. So kaufte Bouwfonds in diesem Monat gleich 17 Parkhäuser für 250 Millionen Euro.
Investoren verfallen in Kaufwut
Der internationale Immobiliendienstleister Cushman & Wakefield hat in einer aktuellen Untersuchung gefragt, wo die Kaufwut 2017 hinführt. Die Antwort: zu einem weltweiten Umsatz von 1,4 Billionen Dollar, nochmals mehr als im Vorjahr. Die gewaltige Zahl kommt zustande, weil Versicherer und Pensionsfonds Monat für Monat Milliardenbeiträge einnehmen – und nicht wissen, wohin damit. Cushman & Wakefield stellt fest, dass die Zahl der Investoren, die nach globaler Diversifizierung streben, nochmals zugenommen hat.
Die Märkte sind heiß gelaufen, Aktien entsprechend teuer.
Außerdem bringen sie Unruhe ins Portfolio, weil ihre Kurse schwanken. Gefragt ist bei vielen Investoren daher, was regelmäßige Auszahlungen abwirft. Anleihen wären das Mittel der Wahl, doch zumindest erstklassige Staatsanleihen bringen kaum noch Rendite (die er zehnjährigen Bundesanleihe bewegt sich seit Monaten nahe Null). Da kommen Immobilien als Anlageform gelegen, vor allem, wenn sie regelmäßige Mietüberschüsse erwarten lassen.
Das Problem:
Die weltweite Nachfrage nach Immobilien übersteige das Angebot, stellen die Cushman-Experten fest. Außerdem beobachten sie, dass der Fokus vieler Investoren auch in diesem Jahr auf den Immobilienhochburgen liegt. „Hiermit wird versucht, Risiken zu umgehen und Liquidität und Langlebigkeit in den Portfolios aufzubauen.“
Deutschland zählte bereits im vergangenen Jahr zu den drei wichtigsten Investitionszielen ausländischer Käufer. Sie erwarben hierzulande Gebäude für 27 Milliarden Dollar. Mehr Geld aus dem Ausland zogen lediglich die USA mit 63 Milliarden Dollar und Großbritannien mit 31 Milliarden Dollar an. Für die starke Stellung Großbritanniens steht vor allem London, wo nicht nur deutsche Fonds seit Jahren gerne kaufen. London zieht vor allem asiatisches Geld an, häufig von Staatsfonds. Anfang des Jahres ging die sogenannte „Käsereibe“ – offizieller Name: „Leadenhall Building“ – für rund 1,4 Milliarden Euro an einen chinesischen Investor.
In Europa, dem mittleren Osten und Afrika erwartet Cushman in diesem Jahr rund 307 Milliarden Dollar Umsatz, ein Plus von gut sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr, wobei der Löwenanteil auf Westeuropa liegt.
Deutschland mit seiner guten Konjunktur muss sich vor Großbritannien nicht verstecken. Einer Studie der Wirtschaftsberatung PwC zufolge betrug das gesamte Immobilienhandelsvolumen in Deutschland im vergangenen Jahr 60,2 Milliarden Euro, in Großbritannien lag es bei 59,9 Milliarden Euro. Insbesondere im zweiten Halbjahr übertrumpften die Investments in Deutschland die im Vereinigten Königreich: Auf 34,2 Milliarden zu 26,8 Milliarden Euro bilanziert der Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate den Gewerbeimmobilienumsatz der beiden Länder.