Immer mehr Russen kaufen in Deutschland Immobilien. Das zeigt eine neue Studie des Moskauer Immobiliendienstleisters Tranio.
Demnach konnten 2017 insgesamt 1.600 russische Kaufgesuche für deutsche Gewerbeobjekte im Wert von jeweils mehr als einer Million Euro verzeichnet werden. „Das entspricht einer Steigerung von 50 Prozent gegenüber den 1.067 Anfragen im Vorjahr und von 230 Prozent gegenüber den 696 Gesuchen im Jahr 2015“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter von Tranios, George Kachmazov.
Dabei wollen die russischen Käufer jedoch möglichst anonym bleiben. „Sie haben kein Interesse daran, in der Öffentlichkeit als Eigentümer einer deutschen Immobilie in Erscheinung zu treten“, zitiert das Blatt einen mit der Klientel vertrauten Vermittler.
Weil Russland seit vier Jahren Krieg in der Ukraine führt, hatten sich die Beziehungen zur EU verschlechtert. „Russische Investoren, die deutsche Gewerbeimmobilien besitzen, fürchten, dass hiesige Unternehmen von der Anmietung solcher Flächen zurückschrecken könnten“, so der Makler. Die russischen Investoren würden also versuchen, beim Immobilienerwerb ihre Nationalität zu verbergen. „Sie setzen deshalb deutsche Verwaltungsgesellschaften ein, die ihre Interessen gegenüber den Nutzern von Bürogebäuden und Fachmarktzentren sowie den Mietern von Mehrfamilienhäusern vertreten.“
Deutsche Immobilien ideal für reiche Russen, um Kapital langfristig risikoarm anzulegen
In Deutschland gelten Investitionen ins Immobiliengeschäft im internationalen Vergleich als sicher, besonders seit dem EU-Referendum der Briten. „Hiesige Immobilien gelten dank der robusten deutschen Konjunktur international als besonders sichere Anlageklasse“, sagte Frank Korablin, Chef-Researcher der Immobilienberatungsgesellschaft Aengevelt in Berlin zur „Welt“. „Investoren aus Russland sehen deutsche Immobilien deshalb als ideale Gefäße, um ihr Kapital langfristig risikoarm anzulegen.“
Der Anstieg der Immobilienpreise in Deutschland dürfte sich nach Ansicht von Experten auch 2018 fortsetzen, aber an Dynamik verlieren. „Die Preise dürften weiter steigen, aber weniger stark als in den Vorjahren“, sagte Reiner Braun, Vorstand beim Analysehaus Empirica, der Deutschen Presse-Agentur. Der stärkere Neubau dämpfe den Auftrieb, auch wenn das Ziel für Hunderttausende neue Wohnungen bundesweit erneut verfehlt worden sei.
In den vergangenen Jahren habe es viele Sondereffekte gegeben, die den seit 2007 laufenden Anstieg der Immobilienpreise verlängert hätten, etwa die Niedrigzinsen und die starke Zuwanderung von Flüchtlingen 2015. Nun fehle es an zusätzlichen Impulsen für den Zyklus, der ohnehin schon länger andauere als üblich, sagte Braun.
Auch der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA) ist zurückhaltend. „Die Preise sind vielerorts schon sehr hoch“ sagt Präsident Andreas Mattner. Die Immobilienpreise dürften daher im Schnitt zunächst stabil bleiben. Die Rahmenbedingungen seien aber robust, eine Trendwende erwartet der ZIA daher nicht. „Die Wirtschaft brummt, die Zinsen dürften absehbar niedrig bleiben, und es ist viel Geld im Markt“, sagte Mattner. Vor allem die Großstädte blieben beliebt.