In Frankfurt könnte der Tower 185 – einer der prominentesten Wolkenkratzer der Stadt – noch in diesem Jahr die Besitzer wechseln. Die Trennung von ihrer Immobilie dürfte den aktuellen Eigentümern nicht schwer fallen.
Frank Nickel, Chef des Immobilienunternehmens CA Immobilien Anlagen, hat keine Eile: „Theoretisch ist es möglich, dass wir den Verkauf bis zum Jahresende abschließen. Doch unter Zeitdruck stehen wir nicht.“ Dem Wiener Unternehmen, das an der Börse rund 2,3 Milliarden Euro wert ist, gehört ein Drittel des Objekts, nachdem es vor vier Jahren die restlichen Anteile an institutionelle Investoren veräußert hatte. Der Verkehrswert wurde damals mit rund 500 Millionen Euro angegeben. Alle Joint-Venture-Partner stimmten dem Verkauf jetzt zu.
Möglicherweise spielt das hohe Interesse an Frankfurter Immobilien auf Grund des Brexits den Besitzern bei der Transaktion in die Hände. „Ich bin gespannt, ob sich der Brexit auf den Verkaufspreis auswirken wird“, sagt Nickel.
Das Gebäude könnte im aktuellen Marktumfeld durchaus für rund 750 Millionen bis 800 Millionen Euro die Besitzer wechseln, schätzt ein Frankfurter Makler für Gewerbeimmobilien, der namentlich nicht genannt werden möchte. Er verweist unter anderem auf die gute Vermietung. Der Vermietungsstand des Hochhauses liegt laut Webseite bei rund 90 Prozent.
Sollte der Tower 185 tatsächlich für diese Summe verkauft werden, wäre das eine Wertsteigerung von mindestens 50 Prozent in vier Jahren.
Zahlreiche Finanzdienstleister wollen Aktivitäten von London nach Frankfurt bringen, weil Großbritannien vor einem Austritt aus der Europäischen Union steht. Das wahrscheinlichste Brexit-Szenario der Deutsche Bank beispielsweise sieht vor, dass rund 4.000 Arbeitsplätze über mehrere Jahre hinweg aus Großbritannien nach Kontinentaleuropa verlagert werden, hatte Bloomberg Anfang August unter Berufung auf unterrichtete Kreise berichtet.
„Grundsätzlich lassen die Diskussionen rund um den Brexit Investitionen in Frankfurt in einem nochmals besseren Licht erscheinen. Das Interesse ist grundsätzlich sehr groß“, meint Fabian Klein, Managing Director und Chef für Investment Deutschland beim Immobiliendienstleister CBRE.
Ähnlich sieht das auch Jürgen Schmid, der beim Immobilienberatungsunternehmen Savills das Frankfurter Immobilieninvestmentgeschäft leitet: „Der Brexit dürfte dem Immobilienmarkt und der Phantasie für das Mietwachstum in Frankfurt einen Schub verleihen.“
Für CA Immo bedeutet der Verkauf des „Tower 185“ aber keinen Rückzug aus Frankfurt. Das Unternehmen hat gerade mit den vorbereitenden Arbeiten für einen Turm im Europaviertel mit dem Namen „One“ begonnen – in unmittelbarer Nähe zum Tower 185.
Angesichts eines Anteils von 46 Prozent am gesamten Immobilienvermögen mit Stand vom Juni ist Deutschland der mit Abstand wichtigste Markt für CA Immobilien.
„Mitte September rollen die Bagger an, dann beginnen wir mit dem Bau“, sagt Nickel zum neuen Projekt. „Wir rechnen damit, dass wir das Gebäude Anfang 2021 fertigstellen werden.“ Die unteren 14 Etagen werden als Hotel mit Restaurant und Konferenzbereich genutzt, die oberen Etagen sind Büroflächen.
Mit einem Quadratmeter-Preis um die 30 Euro sollen die Mieten in dem neuen Hochhaus laut Nickel relativ niedrig ausfallen. Erreichen will er dies mit einer günstigeren Bauweise. „Wir graben uns beispielsweise für das Parkhaus nicht acht Etagen in die Tiefe, sondern errichten dieses neben dem Turm. Das spart dramatisch Geld“, sagt er.